Als ich erkannte, dass mich mein bisheriges Leben aufs Neue einholte wusste ich, dass ich dem ein Ende setzen wollte. Es kam mir vor wie in dem Film „und täglich grüßt das Murmeltier. Das kann auf Dauer nicht gut sein für mich und mein Gemüt. Aus diesem Grund, freundete ich mich mit dem Thema Spiegelgesetz an. Der liebe Gott und das Universum waren so gnädig und sendeten mir einige Personen, die als Spiegelbild dienten.
Es begann, als sich mir die erste Tür öffnete und der berufliche Erfolg sich ankündigte. Kaum lief er an, stoppte er schon wieder. Dieses „stop and go Prinzip“ ist wahrlich sehr mühsam. Doch das Staunen war noch größer, als ich bemerkte, wie ich mir selbst immer wieder mit vollem Elan im Weg stand.
Die erste Person, die sich zur Verfügung stellte, hatte vor noch nicht allzu langer Zeit eine gutgehende Boutique. Diese Dame tat alles um ihr Geschäft in die Minuszahlen zu bringen. Sie kaufte plötzlich Kleidung ein, die „billig“ aussah. Auch die Beratung, die es in ihrem Geschäft gab, hatte sich gravierend negativ verändert. Früher gab sie ehrlich zu, wenn jemand die Kleidung nicht passte. Der Erfolg bestätigte es ihr immer wieder. Lieber einmal auf ein Geschäft verzichten. Dafür kamen immer mehr zufriedene Kunden in ihre Boutique.
Doch dies änderte sich schlagartig. Heute hat man das Gefühl, dass jedem alles gut passt, obwohl dies nicht der Wahrheit entspricht. Sie verkauft eindeutig nicht mehr mit ehrlichem Herzen, so wie sie es früher tat.
In ihrem Fall wusste ich natürlich, warum sich alles „so“ gravierend verändert hatte. Leider hatte sie größere private Probleme mit ihrem Lebenspartner, der schon eine neue Partnerin gefunden hatte. Der Kampf um ihn, ließ sie jedoch die Liebe zu ihrem Unternehmen vergessen. Es war oder ist wieder einmal der Einfluss, der von einem Besitz ergreift und einen grauen Schleier um jemanden legt. In dieser Zeit erkannte sie gar nicht, warum ihr Geschäft den Bach runter ging. Dabei wäre es doch so einfach, wenn man hinsehen würde.
Am liebsten wäre ich zu ihr hingegangen und hätte sie darauf aufmerksam gemacht. Aber im Innersten spürte ich, dass es nicht meine Aufgabe war, dies zu tun. So litt ich im Stillen mit ihr. Während ich voller Mitgefühl ihre Hilflosigkeit mit ansah, merkte ich gar nicht, dass sie nur ein Spiegelbild von mir selbst war.
Naja, der liebe Gott und das ganze Gefolge dürften mit mir recht viel Mitgefühl zu diesem Zeitpunkt gehabt haben, deshalb schickten sie eine weitere Person als Spiegelbild.
Diese Frau war genauso wie ich, von sich überzeugt, eine sehr gute Geschäftsfrau zu sein. Sie erzählte mir, dass sie schon immer mit Leib und Seele Kellnerin gewesen war. An dem Tag, als sie beschloss sich selbständig zu machen, erging für sie ein Wunsch in Erfüllung. Leider übersah sie vollkommen das familiäre Chaos. Auf der einen Seite war sie stolz, den Schritt gewagt zu haben, und auf der anderen Seite blieben die Folgen ihres familiären Einflusses nicht aus. Sie bemühte sich, jedem alles recht zu machen. Leider übersah sie, dass sich die häufigen Telefonate mit ihrem Lebenspartner, sehr störend auf das Unternehmen auswirkten. Viele Kunden konnten die ständigen Diskussionen samt Inhalt mit anhören. Und so drohte alles immer mehr den Abgrund hinunter zu stürzen. Jemand mit klarem Verstand würde dazu nur sagen:
„Das ist der doch gar nicht wert, dass sich mein Geschäft wegen ihm verschlechtert.“
Leider tat sie alles, um das familiäre Chaos festzuhalten, anstatt es los zu lassen. Es war ohnehin schon zu spät, um die Ruine zu reparieren. Die Erkenntnis darüber, ist meist eine Gratwanderung im Leben. Es scheint auch äußerst schwierig zu sein, rechtzeitig den richtigen Schritt zu machen. In diesem Entscheidungsmoment denkt man, ohne dieses riesengroße Problem nicht leben zu können. Es ist doch viel einfacher dem Selbstwert „Adieu“ zu sagen und als Draufgabe auch noch das gesamte Hab und Gut zu verlieren. Da kann man wenigstens von sich selbst behaupten, gar nichts mehr zu besitzen und so zu sein, wie Gott einen schuf.
Auf gute Ratschläge von Freunden oder Eltern hörte sie überhaupt nicht. Ihre einzige Rechtfertigung war, dass alle anderen um sie herum, ihr nur alles „neidig“ sind. Kaum zu glauben, dass man dies auch noch selbst glaubt. Wie man sieht, kann einem der selbsternannte Neid ganz schön Blind machen. Denn die Blindheit in jeder Richtung, führte sie nur zu einem beträchtlichen Berg Schulden und als krönenden Abschluss folgte eine Zwangsversteigerung, die aber den Schuldenberg auch nicht viel verringerte.
Das Erste, das sie nach dem steilen Absturz kapierte war das „Aus“ ihrer Karriere als Cafehausbesitzerin. Schließlich war es nicht mehr von der Hand zu weisen und der zweite Teil (Lebenspartner), der dies alles verursacht hatte, fing zum gleichen Zeitpunkt an, sich zu verabschieden. Er hatte es immerhin etwas leichter, denn seine neue Lebenspartnerin war weder verschuldet noch am Boden zerstört, so wie sie.
In den letzten Monaten, kam sie vermehrt zu mir und erzählte immer wieder, wie wohl sie sich als Putzfrau fühlte. Sie betonte es sogar besonders, dass sie gerne diesen Job jetzt mache. Doch es war sehr leicht heraus zu hören, dass sie sich selbst belog. Es mag schon sein, dass es viele Menschen gibt, die diesen Job gerne ausüben. Warum sollten sie nicht auch Geld dafür bekommen? Schließlich ist es ist ihr gutes Recht. Das soll ja auch so sein und bleiben, aber bei jenen Menschen, erkennt man schon an der Aussprache dieses Satzes, dass es für sie die Wahrheit ist.
Aber bei ihr merkte ich jedoch eindeutig, dass sie mich anlog und es nur schönreden wollte. Es veränderte sich eindeutig ihre Tonlage, wenn sie darüber sprach. Mein gesundes Bauchgefühl meldete sich in diesem Moment wieder und ich wusste, dass etwas daran nicht stimmte. Aber WAS es mir sagen wollte, erkannte ich wieder nicht und tappte im Dunkeln weiter. Sie verkaufte mir ihre Geschichte, wie arm sie sei, doch sehr glaubhaft. Leider kannte ich am Rande einige Details über sie, und die passten gar nicht zu ihrer Geschichte.
Auch hier konnte man eindeutig sehen, dass sie sich von ihrem Umfeld beeinflussen und steuern ließ. Dies wäre zu vergleichen, als wenn ich in meinem eigenen Auto sitze und das Steuer aus der Hand geben würde. Jemand anderer lenkt mich, so wie er es gerne hätte. Natürlich kann das für einen Menschen auch sehr angenehm sein, wenn er selbst nichts mehr sehen, hören und entscheiden möchte. Sie selbst wollte auch nicht auf ihre Intuition hören und ging den steinigen Weg weiter abwärts.
Irgendwie hatte ich eine Engelsgeduld und hörte mir immer wieder ihre Geschichten an. Im Stillen dachte ich mir:
„Die hat doch nicht alle Tassen im Schrank!“
Wenn die ihrem vampirsaugenden Lebenspartner einen Tritt in den Hintern verpasst und sich mehr um ihr Geschäft gekümmert hätte, wäre alles glatt gelaufen. Sie würde heute ein gut florierendes Cafehaus besitzen und besser davon leben können, als sie je gedacht hätte.
So kreisten immer wieder meine Gedanken um diese beiden Personen. Wie viel Last sie sich auferlegten, um es noch schlimmer haben zu können. Dabei übersah ich ganz und gar, dass auch diese Person mir das Gleiche spiegelte wie die vorhergehende.
Gott sei Dank kam jemand in mein Leben, der mir in Sachen Spiegelgesetz weiterhalf. Sie meinte nur:
„Sieh dich in den Spiegel, erkennst du noch immer nicht, was diese beiden dir spiegeln oder sagen wollen?“
In meiner ersten Reaktion, dachte ich: „Die spinnt wohl.“ Was sollten diese beiden Frauen mit mir schon gemeinsam haben? Ich hatte vor 14 Monaten mein eigenes Geschäft eröffnet und an meiner Seite befand sich mein Lebenspartner für den ich „ALLES“ tun würde, so sehr liebe ich diesen Menschen.
Vor kurzem…
ISBN: 978-3-200-02881-4
EUR 14,90